Wandlungen erfahren

Eine Gruppenreise zu den persönlichen Quellen der Kreativität für Frauen mit Erfahrung in Migrationssituationen 2009

Die Gründe, weshalb Frauen migrieren, sind sehr unterschiedlich, ebenso wie ihre Erfahrungen in der Migration. In der Fremde geht es nicht nur darum, neue Beziehungen gestalten zu lernen, sondern auch Lebensbrüche zu verkraften, Brücken für eine soziokulturelle und emotionelle Verbindung mit einer neuen Gesellschaft aufzubauen und die Wandlung in ihrer ganzen Komplexität zu begreifen (…hieß es im Veranstaltungsprogramm des FRauenzentrums  S.U.S.I , November 2009 zum Workshop: „Brüche, Brücken, Wandlungen“, dessen dritten Teil ‚Wandlungen’ das Reiseprojekt darstellte).

September 2010

In diesem Projekt wurde mit TeilnehmerInnen der Einrichtungen ‚Interkulturelles Frauenzentrum S.U.S.I.’ und ‚Gesundheitsetage Akarsu’eine Reise in eine Begegnungsstätte nach Afacan bei Izmir (Türkei) unternommen. Programm waren Workshops mit künstlerischen Mitteln (kreatives Schreiben und Kunsttherapie) zur Unterstützung von persönlichen Wandlungsprozessen im Erfahrungs- und Erlebnisraum Migration. Die Begegnung mit einem Frauenprojekt vor Ort (Frauenhaus aus der Region Izmir) und der Besuch kulturhistorischer Stätten (Bergama, Izmir) waren Teil des Programms.
Diese Reise war im Jahr 2010 einmalig von der Stiftung Umverteilen finanziell gefördert worden.
Teilnehmerinnen waren 13 Frauen der beiden Einrichtungen im Alter zwischen 25 und 79 Jahren unterschiedlichster Herkunft. Ein weiteres Jahr lang arbeitete die Gruppe.

Eine Weiterführung der Arbeit, von den Teilnehmern gewünscht, scheiterte an mangelnden Finanzierungsmöglichkeiten.

Von der Integrationsdebatte ….

Der Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Migration und Integration in der Zusammenfassung seines Jahresgutachtens im Jahr 2010 fest: „Integration und Migration sind endlich zu politischen Mainstream-Themen geworden. In der öffentlichen Diskussion dominieren aber Vorstellungen von einer weitgehend ‚gescheiterten Integration‘.  Demgegenüber sei die Zufriedenheit mit dem Erreichten in der Bevölkerung durchaus gegeben, es fehle aber an gelingenden Integrationserfahrungen in der täglich erfahrenen Alltagswirklichkeit und in den eingegangenen sozialen Beziehungen.

Und das Zentrum für interkulturelle Psychotherapie (ZIPP) stellte auf seiner Homepage fest: „Migrationsprozesse verlangen ein Vielfaches an subtilen, aber auch dramatischeren Anpassungsleistungen aller Gruppen, sowohl derjenigen der nicht eingewanderten Wohnbevölkerung als auch der Wahlbevölkerung. Ziel dieses Prozesses ist es, wechselseitige unbewusste Prozesse zu reflektieren, dazu beizutragen, Kulturdynamik und Psychodynamik klarer in ihrem Zusammenwirken zu begreifen und solche Anpassungsleistungen zu unterstützen. Handlungsleitende Systeme des alltäglichen Miteinander in der heterogenen Migrationsgesellschaft werden vermittelt und bewusster, unvermeidliche Missverständnisse können erkannt werden.“

…zum Fachgespräch „Integration? Nein Danke!“

Der Landesbeirat für „Integrations- und Migrationsfragen“ des Jahres 2019 lehnt den einseitigen Integrationsdiskurs mit seinen diskursiven Verengungen und Verschiebungen zu Lasten der zugewanderten Bevölkerung ab und fordert ein Umdenken. Seine Forderung: Partizipation, Anerkennung und Wertschätzung müssen an die Stelle der einseitigen Integrationsanforderungen stehen. (Dokumentation Fachgespräch „Integration? Nein Danke!“ Veranstaltung des Landesbeitrats für Integrations- und Migrationsfragen 2018.)  Diskurse sind nach dem französischen Philosophen Michel Foulcault „als Praktiken zu behandeln, die systematisch die Gegenstände herstellen, von denen sie sprechen.“ (Vortrag Prof. Dr. Maria do Mar Castro Varela in obengenannter Dokumentation).

zurück